von Melanie Stühler

Konsequenz und Management

Es ist nichts inkonsequenter als die höchste Konsequenz, weil sie unnatürliche Phänomene hervorbringt, die zuletzt umschlagen.

Johann Wolfgang von Goethe

Es bedeutet im Kern:
Wer immer und überall strikt konsequent handelt, riskiert, unnatürlich zu agieren – und damit genau das Gegenteil zu erreichen.

Auf den ersten Blick vielleicht ein Widerspruch, wo wir Trainer doch immer von Konsequenz und Klarheit reden. Und ich sehe oft wie sehr sich die Menschen bemühen konsequent zu sein. Aber eben leider auch oft ohne Rücksicht auf Verluste. Da wo es überfordert, und zwar Mensch und Hund.

Wenn Konsequenz starr wird und sich nicht mehr an die Situation und/oder das Können von Hund und Mensch anpasst, entsteht Zwang statt Führung. Das kann auf Dauer nicht funktionieren.  Und ja – klare Regeln und Verlässlichkeit sind wichtig. Aber was ist, wenn man merkt: „Das kriegen wir gerade einfach nicht hin“?
Dann ist Management keine Schwäche, sondern kluge Führung. Management ist nicht gleich Inkonsequenz

Wenn ich z.B. weiß, mein Hund kann in einer bestimmten Ablenkung kein „Fuß“ gehen, dann bringt es nichts, es trotzdem durchziehen zu wollen. Das überfordert beide Seiten – und Frust ist vorprogrammiert. Stattdessen kann ich: die Situation entschärfen, ihn kurz absetzen und abrufen, oder ihn bewusst umlenken.
Das ist Management – nicht, weil ich auf Training verzichte, sondern weil ich richtig einschätze, was gerade geht. Konsequenz heißt auch: realistisch bleiben

Konsequent sein bedeutet nicht: „Ich zieh’s durch – egal was kommt.“

Wichtig ist: Management ist eine Übergangslösung. Wenn ich immer nur manage, fehlt das eigentliche Training. Aber solange der Hund etwas noch nicht kann, ist es okay, die Situation so zu steuern, dass wir nicht scheitern.

🔹 Konsequent, wo’s geht.

🔹 Vorausschauend, wo’s noch nicht geht.

🔹 Training, damit‘s bald geht.

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