von Melanie Stühler

Selbstgemachter Druck

Sich selbst unter Druck zu setzen, kann ein effektiver Antrieb sein, solange man nicht die Balance verliert.

Unbekannt

Oder der schmale Grat zwischen strukturiertem und zielgerichtetem Aufbau und Lockerheit.
Gerade Erstlingsführer setzen sich oft unter Druck was die Erziehung und Ausbildung des Hundes angeht. Man will alles richtig machen, nichts verpassen etc. Aber auch beim zweiten, dritten oder vierten Hund gibt es viel Potential sich selbst unter Druck zu setzen. Man weiß genau, was man anders machen möchte, was man beim vorherigen Hund versäumt hat, hat eine genaue Vorstellung und schon jede Menge Pläne im Kopf.  Mehr Erfahrung macht also nicht unbedingt lockerer, sondern oft sogar verkrampfter.

Mehr Erfahrung führt oft auch zu übersteigerten Erwartungen. An sich selbst und auch an den jungen Hund. Die Sorge Fehler zu machen und die eigenen hohen Erwartungen nicht zu erfüllen macht Stress. Und dazu kommt noch der vermeintliche Konkurrenzdruck von außen. So schön die digitale Vernetzung auch sein kann, man tappt doch zu schnell in die Vergleichsfalle. Ich kann gar nicht zählen wie oft ich Videos von Wurfgeschwistern gezeigt bekomme mit der bangen Frage: müssten wir das nicht auch schon können? Da kommen schnell Selbstzweifel auf und der Druck steigt weiter.
So oft muss ich beruhigen und erklären, dass alles ok ist und jeder in seinem Tempo voran geht. Und man auch gar nicht weiß, wie viele Videos gedreht wurden, bis diese Variante dabei war…

Wenn man Fortschritte macht und es grundsätzlich in die richtige Richtung geht, dann ist doch erst mal Grund zur Freude. Und jeder macht Fehler. Auch der erfahrene Hundeführer und der Profi. Wie heißt es doch so schön: nur wer nichts macht, macht keine Fehler.
Natürlich hilft es uns das große Ziel nicht aus den Augen zu verlieren aber eben nicht unbedingt mit einer Deadline, bis wann das geschafft sein muss. Realistische Ziele sind wichtig. Auch kleine Erfolge feiern. Gemeinsame Erfolgserlebnisse schweißen als Team zusammen und das ist die wichtigste Basis für alles, was folgen soll. Erziehung/Ausbildung ist ein Prozess, der Geduld, Flexibilität und Freude erfordert. Und natürlich kommt jetzt ein ABER. Struktur und Ziele helfen durchaus, dass man was die Flexibilität angeht, nicht völlig aus dem Rahmen fällt. Wer zum Bäcker will sollte nicht beim Metzger ankommen; den Spruch kennen meine Kunden.

 

Die Kunst besteht darin, sich selbst genug Druck zu geben, um voranzukommen, aber nicht so viel, dass man zusammenbricht.

John Rohn

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